The Week’s Discovery #3

Hochzeiten und andere Verrücktheiten

Nun sind wir wieder bei der wöchentlichen Errungenschaft angelangt. Wie es der Zufall so will, bekam ich am Anfang der Woche einen Anruf von einem alten Freund. Seine Cousine sollte bald heiraten und er war auf der Suche nach einer Begleitung. Ich kenne nun das Dilemma schon allzu gut, dass man eine Hochzeit nach der anderen besuchen muss und selber noch nicht unter der Haube ist. Die wehleidigen Blicke und bohrenden Rückfragen nach der eigenen Familiengründung können einem schon mal zusetzen und so man zumindest nicht alleine auf einer Hochzeit auftaucht, hat die Verwandtschaft wenigstens die Hoffnung, dass es doch noch einmal was werden wird. Also war ich gerne dazu bereit ihn als Hochzeitsbeistand zu begleiten und natürlich war ich gespannt darauf, meine erste jüdische Hochzeit in Israel zu erleben.

Die Hochzeit sollte in Jaffa stattfinden und wir fuhren gemeinsam von Jerusalem los. Die Chuppah war um 11:00 angesetzt und wir fanden uns zur rechten Zeit in der Location mitten in Old Jaffa ein. Es war eine herrliche Dachterrasse mit Aussicht über Tel Aviv. Gleich am Eingang konnte man sich mit Sonnenbrillen, Hüten und auch Regenschirmen ausstatten – es war für alles gesorgt. Vielleicht fragt sich jetzt mancher: „Wozu der Regenschirm?“ Tja, es hatte vor einigen Tagen geregnet und man wollte wohl vorsorgen – für den Fall der Fälle – und so saßen dann tatsächlich manche mit dem aufgespannten Regenschirm da, obwohl uns die Sonne von einem strahlend blauen Himmel entgegenleuchtete. Ebenso strahlend kam uns auch die Braut in einem kleinen weißen Kleidchen entgegen gelaufen und die große Begrüßungsrunde startete. Es wurde umarmt und geküsst und die Begleitung wurde gemustert. Zum Glück haben wir uns zügig zur Bar durchgeschlagen, wo es eine reichliche Auswahl gab, an allem, was das Herz begehrt. Es wurden sogar gratis Zigaretten angeboten – was ich auf einer Hochzeit in Österreich nie gesehen habe, hier wurde scheinbar für alles gesorgt. Kleine Häppchen wurden gereicht und es blieb Zeit, alle Anwesenden und deren Outfit zu mustern und einige Hintergrunddetails über die Verwandtschaft in Erfahrung zu bringen. Zeit war ja genug, denn pünktlich begonnen wurde natürlich nicht – was mich nun in Israel mittlerweile schon nicht mehr erstaunt.

Dann startete die Chuppah und es gab eine kleine Zeremonie, die äußerst kurz war. Man muss dazu sagen, dass die offizielle Feier mit dem Rabbi bereits zwei Tage zuvor stattfand. Zu unserem Glück – denn das verkürzte die ganze Sache wesentlich und es ging alsbald weiter zum „richtigen“ Essen. Im Inneren des Restaurants bot sich ein Saal, der schöner nicht hätte sein können, und man stürzte sich aufs Buffet – das Essen bedarf keiner besonderen Erwähnung, es war perfekt. Zu diesem Zeitpunkt war es vielleicht 13:00 und wir hatten tatsächlich schon etwas zu essen. Wenn ich so an Hochzeiten in Österreich denke, gibt es meist ein aufwendiges Programm und es dauert im Allgemeinen alles eher länger. Alles ist viel förmlicher und durchgeplanter, da schlägt sich wohl auch der kulturelle Unterschied durch, wobei auch hier die israelische Version zusehends meine Begeisterung fand, da ich ungezwungen und lockerer eigentlich bevorzuge. Soweit so gut – um 14:00 hatten wir uns die Bäuche gründlich vollgeschlagen und ich fragte meinen Bekannten, wie es denn jetzt eigentlich weiterginge. In Österreich gibt es dann oft noch Ansprachen oder Präsentationen, die leidigen Spiele (die ich hasse!) oder Braut stehlen und andere Verrücktheiten.

Wie ging es also weiter? Zu meiner großen Freude keine Ansprachen, keine Präsentationen mit Kinderbildern und auch keine Spiele! Sondern Discomusik und Tanz! – Am frühen Nachmittag wurde die Musik ordentlich aufgedreht und es wurde gefeiert was das Zeug hält. In Österreich sind wir an diesem Punkt wohl erst so gegen 22:00 angelangt, hier war es gerade mal 14:30. Nun folgten noch zwei Stunden ausgelassener Tanz. Einige Gäste hatten ihre Hemden bereits gegen T-Shirts und die Damen ihre Heels gegen Flip-Flops oder Ballerinas getauscht und es ging zur Sache. Um 17:00 war die Hochzeit zu Ende. Ich war überrascht, das kann man sagen, hatte ich mich schon auf viele mühselige Stunden eingestellt, aber auch hier kommt die israelische Mentalität durch, es wird schnell und intensiv gelebt. *I like it!*

Natürlich ist mir bewusst, dass diese Hochzeit nicht ein Prototyp aller Israelischen Hochzeiten ist, vor allem die der orthodoxen Schicht laufen bestimmt etwas anders ab, aber doch war es ein kleiner Einblick in eine Hochzeitskultur der jungen Generation von Israelis.

Wie auch immer die Feier ausfällt, Hauptsache das Brautpaar ist zufrieden, die Gäste fröhlich und das haben sie gekonnt zu Wege gebracht.
Dem jungen Paar sei alles Gute gewünscht und MAZAL TOV!

So eine Hochzeit ist doch etwas Schönes und ich freue mich schon auf die kommenden freudigen Ereignisse.

Hier noch ein kleines Video, als Einblick in die Discofeierlichkeiten am frühen Nachmittag 😉

© Sabine Bruckner

7 Gedanken zu “The Week’s Discovery #3

  1. liebe Sabine, du solltest dringend mal auf eine „normal religioese“ Hochzeit gehen und vielleicht auch auf eine sehr super orthodoxe. Jede hat eine ganz bestimmte Art, und jede hat seine ganz besonderen Merkmale. Ich habe bisher noch nie gehoert, dass eine Zeremonie mit dem Rav vorher ist. Was war dann bei der Chupa? Es gibt ja nur ein Trauungs zeremonie, keine doppelten. Im Ausland, da muss man erst Standesamtlich heiraten und dann ist die Chupa. Aber hier, da gibt es nur eine. Reden, Bilder oder aehnliches, das kommt ganz auf das Paar an. Ich freue mich, dass du ueberhaupt mal auf einer warst. Es ist ja sehr anders als bei euch

    • Also ich hätte sehr gerne den Vergleich zu einer „normal religiösen“ und auch einer orthodoxen Hochzeit – sobald ich die Gelegenheit habe bin ich natürlich dabei! Bei dieser Hochzeit war die Zeremonie schon vorher für den engsten Kreis der Familie und die größere Feier später – warum es so aufgeteilt war weiß ich nicht genau, aber nicht alle der Familie konnten bei der großen Feier anwesend sein – vielleicht war das der Grund 😉 – wer weiß, jedenfalls war es ein Erlebnis und ich hoffe ich lerne auch die anderen Bereiche und ihre Gepflogenheiten noch kennen 😀 – Liebe Grüße

  2. hm soll ich jetzt beleidigt sein….? österreicher sind schließlich nicht gerade die tanzfreudigsten und meine kinderfoto präsentation war doch schööön

    • HAHA, also beleidigen wollte ich natürlich niemanden und sicher sind deine Kinderfotos schön – keine Frage 😉 – auch haben sie auf deiner Hochzeit eigentlich eh recht freudig getanzt – aber du musst zugeben, das der zeitliche Ablauf in Österreich durchaus mehr Zeit in Anspruch nimmt – was nicht zwangsläufig schlecht ist – nur manchmal mühsamer vielleicht. 😉 So feiert eben jeder nach seiner Art und der Unterschied macht es ja grad spannend 😀

  3. Ja unkompliziert und so gesund auch noch zum Geniessen..Die überschüssigen Kalorien können rechtzeitig abgetanzt werden.Das ist doch perfekt und besonders noch in dieser Umgebung,wahrscheinlich eine der romantischsten,die Israel zu bieten hat.Mir persönlich gefällt das traditionelle jüdische Hochzeitsfest mit Geige und Klarinette, die schwungvolle Freude ausdrücken besser,aber ich gehöre zur älteren Generation.Danke f. den Beitrag,er weckt einige schöne Erinnerungen .Herzl. Grüsse von Martha

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