Jom haShoa

April 2013

Heute ist es wieder soweit und der Holocaustgedenktag in Israel findet statt. An diesem Tag muss ich unweigerlich an den Jom haShoa im April 2013 zurückdenken und natürlich an Ester. Mit Ester verband mich eine ganz besondere Freundschaft, die sich über die vielen Monate, die ich sie betreuen durfte, entwickelt hatte. Im Beitrag „Die Briefe ihrer Mutter“ könnt ihr mehr über sie erfahren. Wir hatten einige Wochen vor dem Gedenktag im April 2013 einen Fernsehbeitrag gedreht. Sie war so aufgeregt und gespannt wie ich, das Ergebnis zu sehen. Er sollte am Jom haShoa in den Hauptnachrichten ausgestrahlt werden. Es lag also ein aufregender Tag vor mir, auch weil ich eine Einladung hatte, an der Kranzniederlegung in Yad Vashem teilzunehmen, was eine unglaubliche Ehre war.

Wie das Leben so spielt, kam alles anders, als Ester und ich das im Sinn hatten. Sie sollte den Tag nicht mehr erleben. Nur einen Tag vor dem Jom haShoa verstarb sie. Mit ihrem Sohn fuhr ich zu ihrem Begräbnis. Eines von vielen, das ich besuchen musste und mit eins der bewegensten. Ich kann mich gut erinnern, wie ihr Sohn Dan mich im Auto fragte, ob es das erste Begräbnis für mich wäre. Ich musste kurz überleben, im Kopf beginnen zu zählen. „Nein, es ist mein siebtes…“, antwortete ich ihm. Wir schwiegen.

Es war eine sehr emotionaler Abschied. Ester wollte nicht, dass viele Menschen zu ihrem Begräbnis kommen und doch hat sich niemand von diesem Wunsch beirren lassen. Es kamen Unzählige, um ein letztes Mal Abschied von ihr zu nehmen. Ich kannte einige der Gesichter unter ihnen und viele auch noch nicht. Dan stellte mich überall als Esters beste Freundin vor, wenn jemand sich wunderte, wer ich war. Spätestens am Abend sollten mich fast alle gesehen haben, da lief unser Fernsehbeitrag in den Hauptnachrichten. Dies wurde auch das letzte Bildmaterial von Ester, das sie leider selbst nicht mehr sehen konnte. Ich freute mich umso mehr, dass wir diesen Beitrag gemacht haben, hatten wir doch über all die Zeit nie ein Foto von uns gemacht, doch so blieb eine weitere schöne Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit.

Am nächsten Tag fand ich mich in Yad Vashem ein, um einen Kranz niederzulegen. Es hat mir unglaublich viel bedeutet, dort teilnehmen zu dürfen. Bis heute bin ich froh, diese Gelegenheit gehabt zu haben und auch die Gelegenheit, Menschen kennenzulernen wie Ester, die immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben werden.

Ihr Andenken sei gesegnetZ“L – זיכרונו לברכה

© Sabine Bruckner

Ein Gedanke zu “Jom haShoa

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